Unser Ansatz: Urban Selbstschutz
In Deutschland sind in kaum zu überblickender Anzahl Programme und Projekte vorhanden, deren Zielsetzung es ist, Gewalthandlungen von Menschen entgegenzuwirken. Nur ein kleiner Teil der Gewaltprävention in Deutschland ist dabei auf Gewalt speziell im öffentlichen Raum ausgerichtet. Der Bedarf zeigt jedoch, dass es Strategien benötigt, die darauf setzten, nicht nur verbindliche Ziele für die Weiterentwicklung der Gewaltprävention zu setzen, sondern auch die Schritte zur Umsetzung dieser Ziele verbindlich festzulegen. Dies kann gelingen, wenn der dafür notwendige Prozess professionell, konzeptuell, koordiniert, vernetzt und unter der Einbeziehung von Praxis, Wissenschaft und einer klient*innenzentrierten Auftragsklärung gestaltet wird. In diesem Kontext bewegt sich die Arbeitsweise und Zielsetzung des Vereins Bildung zum Selbstschutz (siehe auch: Marks/Voß 2017: Forum Kriminalprävention. Gewaltprävention 2017). Des Weitern bewegt sich der Angebotskanon zur Gewaltprävention in Deutschland im öffentlichen Raum verstärkt im Bereich der Pädagogik, des Schulwesens und der Jugendarbeit. Dabei zeigt sich, dass die bestehenden Angebote im Bezug auf ihre Konzeptionierung eine undifferenzierte, bisweilen sogar gar keine definierte Ausrichtung hinsichtlich ihres pädagogischen Gehalts bzw. Zielsetzung aufweisen (siehe: Jannack, Peter: Kampfpädagogik. Konzeptanalytische Betrachtung des pädagogischen Gehalts und der Relevanz des Mediums „Kämpfen“ im Kontext seiner Inszenierung und Instrumentalisierung im Feld der Sozialen Arbeit. Tübingen 2015).
Klient*innenzentrierte systemische Auftragsklärung
Unter einer systemischen klient*innenzentrierten Auftragsklärung verstehen wir die Einbeziehung von Adressat*innen und Auftragsgeber*innen, sowie deren Systeme gleichermaßen. Nur wenn die Interessen beider Seiten im Querschnitt ihrer Kontexte geklärt und aufeinander abgestimmt werden, ist eine Integration und Inklusion von Individuen mit unterschiedlichen Interessen und Ausrichtungen in einem System unseren Erachtens möglich. Diesen Ansatz verfolgen wir bei all unseren Angeboten.
Angebotsausrichtung
Die Angebotsausrichtung des Vereins Bildung zum Selbstschutz stellt eine Unterstützung dar, individuelle Krisenbewältigungsstrategien vor dem Hintergrund einer professionellen, konzeptionierten Begleitung unter der Berücksichtigung von Kommunikationstechniken aus der Systemischen Arbeit kennen zu lernen, sowie diese, entsprechend der individuellen Wünsche von Adressat*innen und Auftragsgeber*innen, weiterzuentwickeln. Ziel des Angebots ist es, die beteiligten Akteur*innen eines Systems in die Lage zu versetzen ihre anstehenden Herausforderungen, im beruflichen, wie auch im persönlichen Werdegang mit Achtsamkeit, Empowerment und Resilienz entgegentreten und meistern zu können.
Quelle:
Forum Kriminalprävention: 25 Jahre Gewaltprävention im vereinten Deutschland. Bestandsaufnahme und Perspektiven. Marks, Erich/Voß, Stephan. 2017
Ressource genutzt über Google unter dem Link:
https://www.forum-kriminalpraevention.de/files/1Forum-kriminalpraevention-webseite/pdf/2017-01/bestandsaufnahme_gewaltpraevention.pdf
Datum der Recherche: 02.02.18
Jannack, Peter: Kampfpädagogik. Konzeptanalytische Betrachtung des pädagogischen Gehalts und der Relevanz des Mediums „Kämpfen“ im Kontext seiner Inszenierung und Instrumentalisierung im Feld der Sozialen Arbeit. Tübingen 2015. Nicht veröffentlichte Hochschulschrift
Begriffsklärung
Achtsamkeit/ Awareness:
Das Themenfeld Achtsamkeit bzw. Awareness bezieht sich im Bereich der Psychologie auf das situationsbezogene, aktuelle Bewusstsein einer Person über ihre Umwelt sowie Umgebung, und die sich daraus ergebenden Handlungsimplikationen. Das Konstrukt „Awareness“ berührt, unter der Berücksichtigung der Handlungsimplikationen, somit nicht nur wahrnehmungspsychologische Phänomene (z. B. Aufmerksamkeit), sondern auch sozialpsychologische Prozesse, die sich zum Beispiel widerspiegeln im Entscheidungsverhalten von Akteur*innen eines Systems. Von der Begrifflichkeit her ist „Awareness“ ein mentales Konstrukt, welches sich stärker auf den Einsatz bestimmter Werkzeuge, den sog. Awareness-Tools, konzentriert, die ein Individuum über seine Umgebung informieren, sowie auf die nachfolgenden Handlungen des Individuums.
Quellen: Bodemer D./Buder, J./Dehler-Zufferey, J./Hesse, F. W.: Partner knowledge awareness in knowledge communication: Learning by adapting to the partner. In: The Journal of Experimental Education. 79(1), 2011 Janssen, J./Bodemer, D. : Coordinated computer-supported collaborative learning: Awareness and awareness tools. In: Educational Psychologist. 48(1), 2013 Yontef, Gary M.: Awareness, Dialog, Prozess: Wege zu einer relationalen Gestalttherapie. Köln 1999.
Empowerment:
Mit Empowerment (von englisch empowerment „Ermächtigung, Übertragung von Verantwortung“) bezeichnet man Maßnahmen und Strategien, die den Grad an Selbstbestimmung und Autonomie in der Lebensbewältigung von Menschen oder Gemeinschaften erhöhen sollen. Des Weiteren soll es ihnen ermöglicht werden, ihre Interessen (wieder) eigenmächtig, selbstbestimmt und selbstverantwortlich vertreten zu können. Das Konzept Empowerment ist als Prozess der Selbstbemächtigung zu verstehen, welcher durch eine professionelle Unterstützung, Menschen dazu ermächtigen soll, ihre Wahrnehmung von Macht- und Einflusslosigkeit (powerlessness) zu überwinden und ihre Gestaltungsspielräume und Ressourcen wahrzunehmen sowie diese zu nutzen. Die Voraussetzungen für Empowerment innerhalb einer Organisationsstruktur sind passende Kommunikationssysteme, die Bereitschaft zur Delegation von Verantwortung auf allen Hierarchieebenen, eine entsprechende Qualifizierung und eine grundsätzliche Vertrauenskultur. Im Deutschen wird Empowerment gelegentlich auch als Selbstkompetenz bezeichnet. Dabei umschreibt der Begriff einen erreichten Zustand von Selbstverantwortung und Selbstbestimmung eines Individuums.
Quellen:
Herriger, Norbert: Empowerment in der sozialen Arbeit. Kohlhammer 2002
Knuf, Andreas/Osterfeld, Margret/Seibert, Ulrich: Selbstbefähigung fördern. Empowerment und psychiatrische Arbeit. 5. überarb. Auflage. Bonn 2007
Theunissen, Georg/Plaute, Wolfgang: Handbuch Empowerment und Heilpädagogik. Freiburg im Breisgau 2002.
Resilienz:
Unter Resilienz (lateinisch resilire ‚zurückspringen‘ ‚abprallen‘) soll die psychische Widerstandsfähigkeit einer Person verstanden werden. Mit Resilienz wird die Fähigkeit beschrieben, durch Rückgriff auf persönliche und sozial vermittelte Ressourcen Krisen zu bewältigen sowie diese als Grundlage für die persönliche Entwicklungen zu nutzen. Durch Resilienzförderung wird eine Stärkung von Gesundheit (Salutogenese), Widerstandsfähigkeit (Hardiness), Bewältigungsstrategie (Coping) und Selbsterhaltung (Autopoiesis) angestrebt.
Quellen:
Berndt, Christina: Resilienz: Das Geheimnis der psychischen Widerstandskraft. Was uns stark macht gegen Stress, Depressionen und Burn-out. München 2013
Christmann, G./Ibert, O./Kilper, H./Moss, T.: Vulnerabilität und Resilienz in sozio-räumlicher Perspektive – Begriffliche Klärungen und theoretischer Rahmen. IRS Leibniz-Institut für Regionalentwicklung und Strukturplanung. Erkner 2011
Diegelmann, Christa/Isermann, Margarete (unter Mitarbeit von Gerald Hüther): Kraft in der Krise – Ressourcen gegen die Angst. Resilienz: Was kann die psychische Widerstandskraft stärken. Stuttgart 2011
Seifert, Anne: Resilienzförderung an der Schule: Eine Studie zu Service-Learning mit Schüler aus Risikolagen. Wiesbaden 2011
Referenzen:
Stadt Tübingen
Universität Tübingen
Stadt Reutlingen
Diözese Rottenburg
Max-Planck-Gymnasium Böblingen
Diakonisches Institut für Soziale Berufe